Der Malawisee
Als David Livingstone auf einer seiner vielen Expeditionen durch Afrika auf den Malawisee stieß, fragte er die Einheimischen nach dem Namen dieses beeindruckenden Wassergebildes. Die Fischer sagten zu ihm „Nyassa“, und Livingstone nannte es deshalb Nyassasee, da er damals nicht wusste, dass „Nyassa“ selbst See bedeutete. Der Malawisee, wie er heute heißt, hat für die Afrikaner große Bedeutung. Er liefert ihnen jährlich Zehntausende Tonnen an Fisch.
Fische, vorwiegend Utaka (Haplochromine), Chambo (Tilapien), Welse und Usipa (Seesardinen) bereichern das tägliche Masima-Mahl (eine Art Maismehl) der Afrikaner in dieser Gegend.
Der See, der neuntgrößte der Welt, ist etwa 600 km lang und an einigen Stellen 80 km breit. Er wird maximal 700 m tief und seine Wasseroberfläche liegt 472 m über dem Meeresspiegel. Er ist somit ca. neunmal so groß wie der Bodensee! Er bedeckt eine Fläche von etwa 31.000 qkm und wird von drei Ländern begrenzt. Der größte Teil des Sees (der westliche und der südliche Teil) gehören zu Malawi, die nordöstliche Sektion zu Tansania, und ein relativ großer Streifen der Ostküste untersteht der Verwaltung Mosambiks. Zwei wichtige Inseln, Likoma und Chizumulu, liegen im mosambikanischen Teil, gehören aber zu Malawi. Das Taiwan Reef, ein Felsriff etwa 10 km nördlich der Insel Cgizumulu, liegt ebenfalls im mosambikanischen Teil, obwohl nur malawische Fischer ihre Netze dort auswerfen.
Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist im ganzen See recht einheitlich. Der pH-Wert, ein Maß für den Säure bzw. Alkaligehalt des Wassers, variiert zwischen 7,8 und 8,5. Der Unterschied zwischen diesen beiden Werten beruht hauptsächlich auf dem Karbondioxidgehalt des Wassers. In der Brandung ist der Gasaustausch optimal, wodurch der CO2 – Gehalt sinkt und der pH – Wert steigt, weshalb er hier höher als in geschützten Buchten oder tieferen Wasserschichten ist. Die Leitfähigkeit, ein Maß für den Gehalt an Mineralien, reicht von 200 bis 260 microSiemens, was im Vergleich zu anderen Seen im ostafrikanischen Grabensystem recht niedrig ist.
Die saisonalen Temperatur und Niederschlagsschwankungen führen zu Veränderungen der Sichtverhältnisse unter Wasser: diese können sich von 1 m an einem heißen Tag im Februar auf über 20 m an windstillen Tagen im Oktober verbessern. Gegenden mit Felsboden haben in der Regel klareres Wasser als Regionen mit Schlammsubstrat, jedoch tragen Algenblüten zur Wassertrübung bei. Am Ende der Regenzeit (im Mai) kann der Wasserspiegel des Sees 2 m über dem Stand am Ende der Trockenzeit (im November) liegen, da der See nur einen einzigen Ausfluss besitzt, den Fluss Shire an seiner Südspitze.
Bis jetzt sind über 600 Fischarten entdeckt und beschrieben worden, Forscher schätzen aber das in tieferen Regionen noch mindestens 200 bis 300 Arten im verborgenen Leben.